Was ist ein Zungenbändchen bzw. Zungenband?
Das Zungenbändchen (oder Frenulum), ist eine Gewebemembran in der Mittellinie zwischen der Unterseite der Zunge und dem Mundboden. Wenn es die normale Zungenfunktion beeinträchtigt, wird es als „symptomatisches Zungenbändchen“ oder „symptomatische Ankyloglossie“ bezeichnet. Das kurze Zungenbändchen kann das Stillen beeinträchtigen. Es besteht weiterer Forschungsbedarf, um die möglichen Auswirkungen von Zungenbändchen und anderen oralen Einschränkungen auf Kauen, Schlucken, Aufstoßen, Verdauung, Sprache und Atemstörungen zu klären.
Wie wird ein symptomatisches oder zu kurzes Zungenbändchen bzw. Zungenband erkannt?
Eine herzförmige Zunge oder wenn die Zunge nicht angehoben werden kann sind offensichtliche Zeichen eines zu kurzen Zungenbändchens bzw. Zungenbandes. Auch wenn Ihr Baby Probleme beim Stillen oder Trinken hat, oder wenn Ihr Kind Schwierigkeiten mit der Sprachartikulation, Atmung und/oder Zahnfehlstellungen oder andere Zahnprobleme hat, solltest du eine sachkundige Fachperson aufsuchen, um eine Beurteilung zu erhalten. Achten Sie darauf, dass die Fachperson Erfahrung in der Beurteilung von Zungenbändchen hat
Welche Probleme verursacht ein symptomatisches oder zu kurzes Zungenbändchen bzw. Zungenband?
Bei Säuglingen kann das Saugen, besonders an der Brust, beeinträchtigt sein. Säuglinge können leichte bis schwere Schwierigkeiten haben, das Saugen, Schlucken und Atmen zu koordinieren. Die Symptome können sehr vielfältig sein und umfassen unter anderem Schwierigkeiten beim Anlegen, Schmerzen oder Schäden an der Brustwarze (obwohl es auch keinerlei Schmerzen geben kann), schlechte Milchübertragung, beeinträchtigte Milchversorgung, unzureichende Gewichtszunahme, Gedeihstörung und Mundatmung. Kinder können Sprach- und Schluckstörungen sowie ein erhöhtes Auftreten von Zahnproblemen aufweisen.
Sollte ein symptomatisches oder zu kurzes Zungenbändchen bzw. Zungenband immer behandelt werden?
Die negativen Auswirkungen des Zungenbisses sind individuell unterschiedlich. Bei einigen ist die Auswirkung geringer, bei anderen kann sie erheblich sein. Es ist jedoch in Grenzfällen schwierig vorherzusagen, welche Babys die schlimmsten Probleme haben werden, wenn sie aufwachsen. Daher wird eine Behandlung bei eindeutig zu kurzen und symptomatischen Zungenbändchen bzw. Zungenbändern empfohlen. Symptomatische Zungenbändchen bzw. Zungenbänder können in jedem Alter behandelt werden, falls und wenn Symptome auftreten.
Wann ist das beste Alter der Behandlung?
So früh wie möglich und so spät wie notwendig. Ideal sind die ersten 4 Lebenswochen. Sehr gut geeignet ist der Zeitraum bis zum 3. Lebensmonat. Bis zum 6. Lebensmonat ist die Therapie noch gut möglich. Bis zum 9. Lebensmonat ist die Behandlung mit Einschränkungen möglich. Bis zum 12. Monat ist mit einem deutlich erhöhten Schwierigkeitsgrad zu rechnen. Ab dem 13. Lebensmonat muss individuell geklärt werden, wie der Eingriff durchgeführt werden kann.
Wie wird das symptomatische oder zu kurze Zungenbändchen behandelt?
Wird bei einem Zungenfunktionstest bei einer darauf spezialisierten Fachperson der Verdacht auf ein zu kurzes oder symptomatischen Zungenbändchen bzw. Zungenband bestätigt, werden das Baby oder das Kind von der Fachperson über das weitere Vorgehen aufgeklärt und vorbereitet.
Dann erst erfolgt die Zuweisung zum spezialisierten Zahnarzt. Wird der Verdacht ärztlich bestätigt und die Diagnose gestellt, erfolgt die Frenotomie. Sie besteht aus einem Laserschnitt mit dem die Gewebemembran, genannt Zungenbändchen, getrennt wird, um die Zunge vom Mundboden zu befreien. Eine lokale Betäubung mit einem Gel wird für Neugeborene empfohlen. Für andere Altersgruppen wird der/die Zahnarzt/Zahnärztin Empfehlungen aussprechen, die auf dem Alter und der Veranlagung des Kindes basieren. Die Forschung zeigt, dass der Eingriff wenig Risiko birgt und in der Regel effektiv zur Verbesserung der Funktion beiträgt. Vor und nach der Frenotomie sollten Säuglinge eine Nachsorge durch ihre Hebamme, Stillberaterin oder IBCLC sowie geeignete unterstützende Therapien wie manuelle Therapie oder Körperarbeit erhalten.
Das Baby direkt nach der Behandlung und danach häufig an die Brust zu legen, ist eine wesentliche Strategie zur Normalisierung der Funktion. Die Heilung durch vertikal gesteuerte Wundheilung ist notwendig, um die Beweglichkeit zu erhalten, daher wird der Zahnrarzt dir sein Protokoll für das Dehnen erklären, was einfach ein Weg ist, um die Wunde mit minimaler Wiederanhaftung heilen zu lassen. Ihre Hebamme, IBCLC oder Stillberaterin wird zusätzliche Übungen besprechen, die durchgeführt werden müssen.
Kann sich der Zustand nach der Behandlung verschlimmern?
Die Forschung zeigt, dass das Verfahren sicher ist und Nebenwirkungen selten sind, abgesehen von einer minimalen Blutung, die innerhalb weniger Minuten spontan aufhört. Signifikante Blutungen sind in erfahrenen Händen selten und können normalerweise durch sofortiges Stillen oder mit lokalem Druck auf die Operationswunde gestoppt werden. Das Wiederauftreten signifikanter Blutungen später als 15-20 Minuten nach dem Eingriff ist extrem selten. Die Rate der Verbesserung von Stillschwierigkeiten variiert, ist aber im Allgemeinen hoch. Manchmal wird die Zunge einige Tage bis Wochen nach der Frenotomie aufgrund der normalen Kontraktur, die mit der Wundheilung einhergeht, weniger beweglich. Die Unterstützung durch die Hebamme, IBCLC oder Stillberaterin und/oder den Manual Therapeuten, Körper Therapeuten oder den myofunktionellen Therapeuten (bei älteren Kindern oder Erwachsenen) kann die Funktion optimieren. Seltener kann es zur Bildung von Narbengewebe kommen, das sich mit der richtigen Wundpflege reduzieren kann.
Was ist der Unterschied zwischen posteriorem, medianem und anteriorem (klassischem) Zungenbändchen bzw. Zungenband?
Es gibt nur ein Zungenband, das an verschiedenen Stellen an der Mundschleimhaut ansetzen kann. Ein anterior „ansetzendes“ Zungenband setzt im vorderen Bereich der Mundschleimhaut an und ist schon beim Weinen deutlich zu erkennen? Ein median „ansetzendes“ Zungenbändchen setzt im mittleren Bereich und das posteriore setzt im hinteren Bereich der Mundschleimhaut an. Das bedeutet jedes anterior „ansetzende“ Zungenband hat auch einen medianen und posterioren Anteil die für ein optimales Therapieergebnis mit getrennt werden müssen.
Wie sehen Zungenbändchen aus?
Kotlow (2015) beschreibt sein Klassifizierungssystem anhand des Ansatzpunktes des Zungenbändchens an der Zunge wie folgt:
Klassifizierung des Zungenbandes nach Kotlov | |
Klasse | Beschreibung |
I | Zungenbändchen setzt an der halben Strecke vom Zungengrund zu den Speicheldrüsengängen und am posterioren hinteren Anteil der Zunge an |
II | Zungenbändchen setzt direkt hinter den Speicheldrüsengängen und hinter der Zungenmitte an |
III | Zungenbändchen setzt an den Speicheldrüsen und am mittigen und vorderen Anteil der Zunge an |
IV | Zungenbändchen setzt vor den Speicheldrüsengängen und anterior vorne an der Zungenspitze an |
Kotlow L TOTS–Tethered Oral TissuesThe Assessment and Diagnosis of theTongue and Upper Lip Ties in BreastfeedingGeneral Dentistry March 2015
Diese anatomischen Beschreibungen haben keinerlei Aussagekraft darüber, ob das Lippenband beim Trinken Probleme machen wird oder über zukünftige Probleme da sich die Anatomie durch das Wachstum des Kieferkammes verändert.
Deshalb hat Dr. Darius Moghtader 2020 den Mobility-Scale Zungenband (M-S-Z) für die Zungenbeweglichkeit entwickelt, um die möglichen Auswirkungen der Oberlippenbeweglichkeit auf das Stillen besser klassifizieren und einschätzen zu können.
Zunge mit M-SCALE 3
große Restriktion
Das Zungenbändchen ist verkürzt und setzt vorne (anterior) an der Zungenspitze und Kauleiste an. Beim Weinen oder Anheben der Zunge ensteht eine Herzform der Zunge mit einer Einziehung in der Zungenmitte. Es handelt sich um eine Ankyloglossie.
Die Zunge kann nicht nach oben angehoben, zur Seite oder über die Lippen herausgestreckt werden. Die Unterseite der Zunge ist beim Weinen nicht sichtbar.
Zunge mit M-SCALE 2
mittlere Restriktion
Das Zungenbändchen ist verkürzt und setzt mittig (median) an der Zunge und der Mundschleimhaut an.
Die Zungenmitte und der hintere Anteil der Zunge kann nicht angehoben werden. Beim Weinen hebt sich nur vordere Anteil der Zunge und vielleicht die Ränder an, es entsteht das Bild einer löffel- oder schüsselförmigen Zunge. Es besteht ein stark erhöhtes Risiko für ein symptomatisches Zungenbändchen.
Zunge mit M-SCALE 1
kleine Restriktion
Das Zungenbändchen setzt hinten (posterior) an der Mundschleimhaut an, sodass der hintere Anteil der Zunge in der Funktion gestört sein kann. Ein symptomatisches Zungenbändchen ist möglich. In seltenen Fällen ist dieses hinten ansetzende Zungenbändchen unter der Schleimhaut (submukös) verborgen und nicht sichtbar.
Der hintere und manchmal auch der mittlere Zungenanteil kann in der Beweglichkeit eingeschränkt sein und zu Symptomene führen.
Zunge mit M-SCALE 0
keine Restriktion
Das Zungenbändchen ist nicht sichtbar oder ausreichend lang (nicht dargestellt) und behindert die Zungenbeweglichkeit nicht. Die Zungenunterseite ist beim Weinen voll sichtbar.
Die Zunge ist nach oben zum Gaumen, zu den Seiten und nach vorne gut beweglich. Das Zungenbändchen ist nicht symptomatisch.
Grafik und Design: klossannaliska@gmail.com